Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof 2019

Hubert Faber war katholisch. Dennoch wurde er auf dem jüdischen Friedhof neben seiner Frau Amalie beigesetzt. Warum? Lest weiter unter die berührende Geschichte der Familie Faber. 

Dies war das Programm bei der Gedenkveranstaltung am 10.11.2019 am Jüdischen Friedhof. „Mischehen“ war der Schwerpunkt.

  1. Einleitende Musik und Worte des Moderators Thomas Jülicher
  2. Musik: „Schlachthof“ mit Esther Bejerano und der Microphone Mafia
  3. Antisemitismus heute (Udo Beitzel)
  4. Musik: Herbert Groenemayer „Keinen Millimeter nach rechts“
  5. „Mischehen“ nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 (K. Lange-Rehberg)
  6. Stolberger „Mischehen“ und ihre Schicksale
  7. Ehepaar Bock (Ralf Dallmann)
  8. Ehepaar Leesmeister (K. Lange-Rehberg)
  9. Ehepaar Faber (SuS der Kupferstädter Gesamtschule tragen vor: Kim, Celina, Ante, Justin, Nasser)
  10. Anbringen des Hinweisschildes am Grab der Fabers (Friedrich Gruschei mit dem Schüler Fabian)
  11. Musik: Klezmer-Musik: „Prayer“,
  12. Zum Ausklang Musik: Konstantin Wecker „Sag Nein!“

Die Geschichte der Familie Faber.

Hubert Faber, von Beruf Kunstmaler, war katholisch. Seine Frau Amalie Faber, geborene Breuer, war jüdischen Glaubens. Gemeinsam hatten sie eine Tochter namens Ruth Agnes. Sie wurde 1909 geboren und war von Beruf Gewerbelehrerin – vermutlich an der Gewerbeschule für berufliche Fortbildung. Außerdem hatte sie ein Textilgeschäft – „Textiles für Mode und Raum“ – in der Zweifaller Straße 72.

In der Nazizeit litten die Fabers sehr. Hubert Faber wurde mehrfach aufgefordert, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen. Er weigerte sich. Er ist sogar – wohl um sich und seine Frau zu schützen – Mitglied in einer nationalsozialistischen Organisation, der NSV, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt geworden. Es folgte die Aufforderung, deren Mitgliedsbuch abzugeben.

Er weigerte sich aber und behauptete, er sei überzeugter Anhänger der nationalsozialistischen Bewegung. Sein Mitgliedsbuch gebe er jedenfalls nicht freiwillig ab, man müsse es ihm schon persönlich abnehmen. Damit verunsicherte er die Nazibehörden, die das Ehepaar zunächst in Ruhe ließen. Zu allem kam dann auch noch der Tod der Tochter. Sie starb mit nur 29 Jahren, am 01.02.1938 an einer Streptokokkeninfektion.

Ab 1942 setzten die Nazis das Ehepaar noch stärker unter Druck. So entzogen sie ihnen z. B. die Lebensmittelkarten, so dass sie auf Helfer aus der Bevölkerung angewiesen waren. Trotz aller Repressalien stand Hubert Faber immer zu seiner jüdischen Frau Amalie. Sie blieben gemeinsam in ihrer Heimat Stolberg. Andere jüdische Mitbürger gab es zu der Zeit in Stolberg nicht mehr. Sie waren inzwischen alle ausgewandert, geflohen, versteckt, ermordet.

Hilfe kam für die Fabers von der Kaufmannsfamilie Lude aus der Wiesenstraße. Ludwig Lude war von 1933 bis 1935 der wichtigste Mann des sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Widerstands in der Region. 1935 wurde seine Tätigkeit entdeckt und mit vielen Jahren Zuchthaus bestraft. 1940 entließ man ihn als kranken Mann nach Hause. Hier half er seinen Mitbürgern, die in Not waren in diesen schweren Kriegszeiten. Hubert Faber und Ludwig Lude waren enge Freunde. Am Ende hat er sogar geholfen, Hubert Faber heimlich in seinem Garten zu begraben, da eine Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof zu dieser Zeit nicht möglich war.

Erst nach dem Krieg wurde sein Grab verlegt. Seitdem ruht er als einziger Katholik auf dem jüdischen Friedhof neben seiner geliebten Frau Amalie.

Am Abend gab es dann noch eine Lesung von Gedichten, die u. a. von Celina und Kim vorgetragen wurden.